"Sonnenallergie"

Sonnenallergie, syn. "polymorphe Lichtdermatose"

Die polymorphe Lichtdermatose (PLD) ist eine verzögerte entzündliche Unverträglichkeitsreaktion der Haut auf Lichteinwirkung, die meist im Frühjahr nach erster Sonnenexposition an sonnenentwöhnter Haut entsteht. Die Hautveränderungen können bereits wenige Stunden nach Sonnenexposition auftreten und werden sowohl durch UV-A (ca. 80%) als durch UV-B-Licht (ca. 8%) ausgelöst. Sie treten in den sonnenlichtexponierten Hautarealen in absteigender Häufigkeit an Brustausschnitt, Streckseiten der Arme, Handrücken, an den Beinen, am Rumpf und im Gesicht auf.

Was ist die Ursache der PLD?

Die Ursache der PLD ist bislang weitestgehend unbekannt. Als ein auslösender Faktor steht die ultraviolette Strahlung der Sonne (Sonnenlicht) fest. Es spricht vieles dafür, dass zusätzlich äussere oder innere Einflüsse hinzukommen, die die Empfindlichkeit der Haut gegenüber Sonnenlicht steigern (Photosensibilisatoren). Eine echte Allergie gegen eine bestimmte Substanz (Photoallergen) konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Neuere Untersuchungen lassen vermuten, dass Oxidationsvorgänge in der Haut eine Schlüsselrolle spielen.

Welche Formen der PLD gibt es?

Die Hautveränderungen der PLD können - wie es der Name „polymorph" (vielgestaltig) ausdrückt - in Abhängigkeit von der Reaktionsbereitschaft des Patienten sehr variieren. Es werden drei Hauptreaktionen unterschieden, die durch das Auftreten von Knötchen (papulöser Typ), von Plaques (PlaquesTyp = flächige Infiltrate) oder von Knötchen und Bläschen (papulovesikulöser Typ) charakterisiert sind. Die jeweilige Hautreaktion bleibt auch bei neuen Krankheitsschüben des Patienten stets die leiche. Diese lässt sich auch experimentell durch Lichttestungen (wiederholte provokative Phototestung) induzieren. Leitsymptom aller Formen der PLD ist ein starker Juckreiz in den sonnenexponierten Hautarealen. In Ausnahmefällen können die Hautveränderungen auch an nichtlichtexponierten Hautarealen (Streureaktionen) auftreten.

Häufigkeit, Auftreten und Verlauf

Die PLD ist die häufigste aller Lichtdermatosen. Die Angaben über die Erkrankungshäufigkeit sonst gesunder Personen schwanken zwischen 7 und 17%. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Die PLD beginnt vorwiegend bereits im Kindesalter oder in der Jugend und kann sich ein Leben lang wiederholen. Die Hautveränderungen können während der sonnenreichen Zeit bei jeder Lichtexposition erneut auftreten, aber auch fortbestehen oder durch einen Gewöhnungseffekt allmählich abheilen.

Wie kann die PLD diagnostiziert werden?

In der Regel wird die PLD vom Hautarzt aufgrund der Hautveränderungen und der typischen Krankheitsgeschichte diagnostiziert. Zur Abgrenzung von anderen Erkrankungen wie z. B. dem Lupus erythematodes kann die Entnahme einer Gewebeprobe zur mikroskopischen Untersuchung erforderlich sein. Mit einer Phototestung (Lichttreppe) wird der auslösende Bestandteil des UV-Lichtes und die minimal verträgliche Lichtdosis des Patienten bestimmt.

Wie kann man die PLD behandeln?

Akute Hautveränderungen werden äusserlich mit Kortisoncrèmes oder -lotionen und innerlich zur Juckreizlinderung mit Antihistaminika behandelt. In schweren Fällen kann eine innerliche Behandlung mit Kortison erforderlich sein. Wichtiger, aber ungleich schwieriger, sind vorbeugende Maßnahmen: Durch vernünftiges Verhalten (Meidung abrupter oder starker UV-Lichtexposition), Lichtschutzmassnahmen (Kleidung) und die Wahl geeigneter Sonnenschutzcrèmes mit Breitbandwirkung im UV-A- und UV-B-Wellenlängenbereich und ausreichend hohen Lichtschutzfaktoren und durch eine Lichtgewöhnung können stark beeinträchtigende Schübe der PLD verhindert werden. Der grösste Teil der Patienten kann durch Lichtgewöhnung im Verlauf des Sommers Erscheinungsfreiheit erreichen.
Sind diese Maßnahmen nicht ausreichend, so kann eine vorsichtige medizinische Lichttherapie („hardening") vor Beginn der sonnenreichen Jahreszeit oder vor Antritt eines Sonnenurlaubs eine Lichtgewöhnung bewirken. Gelegentlich ist die prophylaktische mehrwöchige Einnahme von Carotaben hilfreich. Bei starker Beeinträchtigung kann die innerliche Gabe von Chloroquin oder Hydroxychloroquin (Anti-Malaria-Medikamente) die Intensität der Erkrankung mildern.