Akne
Was versteht man unter Akne?
Die gewöhnliche Akne (Akne vulgaris) ist die häufigste Hautkrankheit, da sie in unterschiedlicher Ausprägung etwa 80 % der Heranwachsenden betrifft. Der Beginn der Akne liegt gewöhnlich um das 12. Lebensjahr, eine Abheilung tritt bei den meisten Betroffenen mit dem Ende der Pubertät ein; in Einzelfällen kann sich die Erkrankung bis zum 30. Lebensjahr und darüber hinaus erstrecken. Die Geschlechter sind etwa gleich häufig betroffen, wobei die Erkrankung bei Jungen meist schwerer verläuft.
Akne ist gekennzeichnet durch entzündliche Knötchen, Pusteln und Komedonen (Mitesser), und im weiteren Verlauf durch Narben in den talgdrüsenreichen Arealen der Haut (Gesichtsbereich, V-förmiger Brust- und Rückenausschnitt).
Neben der Akne vulgaris existieren Sonderformen und akneartige Krankheitsbilder, die sich durch das äussere Erscheinungsbild und die auslösenden Faktoren unterscheiden, wie z. B. die Akne conglobata oder die Berufsakne (s. u.).
Ursachen und Entstehungsmechanismen
In jeden Haarfollikel (Haarbalg) der Haut münden Drüsen ein, die Talg produzieren. Grösse und Produktionsstärke dieser Talgdrüsen variieren in den verschiedenen Körperregionen und sind besonders ausgeprägt im Gesichtsbereich und am oberen Körperstamm (Schultergürtel, oberer Rücken, Brust). Die Talgproduktion wird angeregt durch männliche Sexualhormone (Androgene), welche sowohl von Männern als auch von Frauen gebildet werden. Bei Frauen üben zusätzlich Hormone mit androgenähnlicher Wirkung (Gestagene) Einfluss auf die Talgproduktion aus. Die männlichen Sexualhormone werden insbesondere im Rahmen der Geschlechtsreifung in der Pubertät gebildet. Dies erklärt sowohl die Verteilung der Hautveränderungen als auch den zeitlichen Beginn der Akne. Der erhöhte Talgfluss (Seborrhoe) führt zum klinischen Zeichen der fettigen Haut. Der hormonelle Einfluss bei der Akneentstehung basiert dabei weniger auf der Menge der Androgene im Blut als vielmehr auf ihrer vermehrten Umwandlung in hochaktive Stoffwechselprodukte innerhalb der Talgdrüse. Die Bereitschaft, diese aktiven Hormone zu produzieren, ist wahrscheinlich im Erbgut verankert. Dies spiegelt sich darin wider, dass schwere Akneformen familiär gehäuft vorkommen. Es wurde festgestellt, dass eine 50%ige Wahrscheinlichkeit für die Ausbildung einer Akne vulgaris vorliegt, wenn bei beiden Elternteilen eine Akne bestand. Die möglicherweise verantwortlichen Gene wurden bislang nicht entschlüsselt.
Gleichzeitig mit der Überproduktion von Talg kommt es zu einer Abflussstörung im Bereich der Follikelöffnung durch 'vermehrte Verhornung im Ausführungsgang. Das führt zu einem Pfropf aus Talg und Hornlamellen, erkennbar als Komedo (Akne comedonica). Der Talg enthält wasserunlösliche organische Substanzen (Lipide), die von Bakterien (Propionibakterien) im Bereich der Follikelöffnung zu freien Fettsäuren verdaut werden. Bei massiver Talgansammlung finden die sonst kaum krankheitserregenden Propionibakterien sehr gute Wachstumsbedingungen und vermehren sich schlagartig. Die dadurch innerhalb des Follikels vermehrt anfallenden Fettsäuren bedingen einen Entzündungsreiz; es entstehen entzündlich gerötete schmerzhafte Knötchen und Pusteln (Akne papulopustulosa). Spontan oder durch Manipulation des Patienten platzt der Haarfollikel und sein aus Bakterien und reizenden Fettsäuren bestehender Inhalt ergiesst sich in das umliegende Bindegewebe. Es entstehen furunkelartige, druckschmerzhafte Knoten. Im weiteren Verlauf können darüber hinaus ein- oder mehrkammrige, flüssigkeitsgefüllte Hohlräume (Zysten) und röhrenförmige Verbindungen zwischen solchen Hohlräumen (Fisteln) auftreten (Akne conglobata). Diese ausgeprägten Entzündungsvorgänge führen zur Narbenbildung.
Erscheinungsformen
Je nach vorherrschender Hautveränderung und Schweregrad unterteilt man die Akne vulgaris in drei Erscheinungstypen:
Bei der Akne comedonica bestehen im Gesichtsbereich vornehmlich offene (schwarze) und geschlossene (weisse) Mitesser; das Auftreten entzündlicher Knötchen ist selten.
Die Akne papulopustulosa stellt den nächsten Schweregrad dar und zeichnet sich durch entzündliche Knötchen und Eiterbläschen aus. Bei weiterem Fortschreiten der Entzündungsvorgänge entsteht eine Akne conglobata mit grösseren entzündlichen Knoten. Nach Einschmelzen der Knoten verbleiben Hohlräume, Fistelgänge und fuchsbauartigen Narben. Die Hautveränderungen sind zumeist auf Gesicht, Brust und Rücken ausgedehnt.
Der Endzustand der entzündlichen Formen der Akne vulgaris ist gekennzeichnet durch mehr oder minder ausgedehnte Narbenbildung.
Therapiemöglichkeiten
In der Behandlung der Akne vulgaris werden neben der reinigenden, dem Hauttyp entsprechenden Basispflege äusserlich oder innerlich anwendbare Medikamente stadiengerecht eingesetzt. Diese greifen an den verschiedenen Punkten der oben dargestellten Krankheitsentstehung an. In der Regel werden leichte und mässig schwere Verlaufsformen äusserlich behandelt, während schwere und stark entzündliche Erscheinungstypen den zusätzlichen Einsatz von Tabletten erfordern.
Die Therapie basiert auf drei Säulen:
Verminderung der Talgproduktion: Dies kann äusserlich durch schonende Oberflächenreinigung und Desinfektion mit Waschsyndets und Reinigungsgelen (keine aggressiven Waschprozeduren) und weichen fettaufsaugenden Kosmetiktüchern zur Beseitigung des Talges und innerlich durch Blockade der Androgenwirkung erreicht werden. Die Therapie mit Antiandrogenen (z. B. Cyproteronacetat) kommt ausschliesslich bei Frauen in Betracht und wird in der Regel mit einem Mittel zur Empfängnisverhütung (Östrogenen) kombiniert.
Verminderung der überschiessenden Verhornung am Follikelausgang: Äusserlich werden bei beiden Formen Retinoide (Vitamin A-Säure-Abkömmlinge) oder Benzoylperoxid-haltige Präparate eingesetzt. Zudem kann der Akne comedonica eine Tiefenreinigung mit Entfernung der Komedonen durch eine oberflächliche Peelingbehandlung (z.B. Salicylsäure-Peel) oder eine mechanische Entleerung von Komedonen („Aknetoilette“) durch eine medizinisch geschulte Kosmetikerin durchgeführt werden.
Antibakterielle Therapie: Mit dem Ziel, das Wachstum der Propionibakterien bei einer Akne vulgaris einzudämmen, werden Antibiotika sowohl äusserlich als auch bei ausgedehnteren Formen innerlich verabreicht. Propionibakterien sind empfindlich gegenüber Tetrazyklinen und Makrolidantibiotika. In der äusserlichen Therapie der Akne kommen weitere Substanzen mit antibakterieller und komedolytischer (Auflösen der Mitesser) Wirkung zum Einsatz: wie z. B. Azelainsäure.Bei der Akne conglobata kann eine Rückbildung von Talgdrüsen und eine Auflösung von Komedonen durch innerliche Gabe von synthetisch hergestellten Substanzen, die sich vom Vitamin A herleiten (Retinoide), erzielt werden. Diese Medikamente können Nebenwirkungen verursachen (insb. Fruchtschädigung im Falle einer Schwangerschaft, Störungen des Leber- und Fettstoffwechsels, trockene Lippen und trockene Haut). Die Retinoidtherapie bei gebärfähigen Frauen setzt daher eine konsequente Empfängnisverhütung voraus.Für die Behandlung von Aknenarben stehen verschiedene operative Verfahren zur Verfügung. Im Gesichtsbereich kommen Peelingbehandlungen (v.a. mitteltiefe und tiefe Peelings), Schleifoperation (Dermabrasio) oder eine Lasertherapie in Frage. Bei überschiessender Narbenbildung werden Steroid- oder Silikonpflaster eingesetzt oder auch Kortikosteroide eingespritzt.
Prognose
Schweregrad und Verlauf der Akne vulgaris sind im Einzelfall nicht vorhersehbar. In der Regel bleiben die entzündlichen Hautveränderungen bei der Mehrheit der Betroffenen gering ausgeprägt (Akne comedonica), und es kommt zu einer Abheilung bis etwa zum 18. Lebensjahr. Bei einer weitaus geringeren Zahl von Aknepatienten treten schwere und lange Verläufe auf. Einen möglichen Hinweis auf eine schwere Verlaufsform gibt ggf. die Krankengeschichte der Familie. Einfluss auf den Verlauf der Akne haben darüber hinaus akneprovozierende Stoffe und Medikamente, die die Abheilung hinauszögern können: z. B. sog. mitesserfördernde Kosmetika. Stresssituationen können zu einer schubartigen Verschlechterung der Akne führen. Ein negativer Einfluss von Nahrungsmitteln ist konnte bisher nicht gesichert werden, wird aber von Patienten immer wieder selbst beobachtet (Fast food, Schokolade, Schweinefleisch, fettreiche Kost).
Komplikationen
Neben der klassischen Entzündung der Talgdrüsen und Haarbälge mit Propionibakterien können Zweitinfektionen mit anderen Bakterien, z. B. Staphylokokken oder gramnegativen Bakterien wie Klebsiellen oder Enterobacter (insbesondere bei unzureichender Hygiene) auftreten. Diese zeigen sich oft unter dem Bild einer zusammenfliessenden, eitrigen Entzündung aus mehreren Haarbälgen (Furunkulose) oder können von sehr schmerzhaften, tief in der Haut liegenden Knoten und Hohlraumbildungen begleitet sein. Bei diesen akuten Komplikationen ist eine zielgerichtete Einnahme von Antibiotika nach dem Ergebnis eines mikrobiologischen Abstrichs (zur Bestimmung des Erregers und seiner Empfindlichkeit auf Antibiotika) erforderlich.
Sonderformen der Akne
Akne excoriee des jeunes filles
Es handelt sich um eine meist bei jungen Frauen auftretende „normale" Akne vulgaris, die durch fast zwanghaftes Kratzen an den entzündeten Talgdrüsen überlagert und verschlimmert wird. Es finden sich weniger die typischen Hautveränderungen einer Akne. Vielmehr entstehen durch Kratzen und Ausdrücken der Mitesser offene Stellen (Erosionen), zum Teil tiefe Defekte mit Entzündungen und Krusten, die unter Narbenbildung mit Veränderung der Hautfarbe (braune oder weisse Flecken durch Pigmentverschiebung) abheilen. Neben der o.g. Aknetherapie ist ein bewusstes Verhaltenstraining und kontrollierte Hygiene erforderlich. Viele betroffene Patienten berichten über einen engen Zusammenhang zu seelischen Belastungssituationen und einem Gefühl der inneren Anspannung.
Akne cosmetica
Der langfristige Gebrauch von Kosmetika kann akneartige Hautreaktionen auslösen, da bestimmte chemische Inhaltsstoffe der Kosmetika wie z. B. Fettsäuren, Fettsäureester oder Alkohole die Ausbildung von Mitessern begünstigen. Betroffen ist vorwiegend die Haut an den Schläfen und über den Wangenknochen mit dicht stehenden, geschlossenen Mitessern (Komedonen). Insgesamt ist das Beschwerdebild gering ausgeprägt, betroffen sind vorwiegend Frauen zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr.
Die sog. Pomadenakne tritt bei Kleinkindern und Jugendlichen durch übermässige Salbenpflege an der Gesichtshaut und vorwiegend bei jungen Frauen afroamerikanischer Abstammung an der Stirn und an den Schläfen auf. Letztere verwenden regelmässig fette Pomaden zum Glätten der krausen Haare, die ebenfalls mitesserauslösend wirken und entlang des Haaransatzes zu dicht stehenden Komedonen führen. Entzündliche Veränderungen sind eher selten.Therapeutisch steht der Verzicht auf die auslösenden Kosmetika im Vordergrund.
Akne neonatorum (Neugeborenenakne)
Bei Neugeborenen in den ersten Lebenswochen können begrenzt auf Stirn und Wangen Knötchen und Eiterpusteln auftreten. Die Ursache sind männliche Sexualhormone, die vor der Geburt von der Mutter auf das Kind übertragen wurden. Diese Form der Akne hält wenige Wochen bis Monate an und heilt spontan ab.
Weitere Medikamente, die ähnliche Hautreaktionen auslösen, sind das Immunsystem unterdrückende Wirkstoffe (Azathioprin und Cyclosporin A), Medikamente zur Behandlung der Tuberkulose, von Krampfanfällen und Gemütskrankheiten sowie eine hochdosierte Gabe von Vitaminpräparaten (Vitamin B6 und B12). In seltenen Fällen können auch Antibiotika akneähnliche Hautveränderungen auslösen. Die Behandlung besteht, wenn möglich, im Umsetzen der Medikamente. Die Prognose ist günstig. Die Hautveränderungen bilden sich in aller Regel nach Absetzen der auslösenden Substanzen langsam, über mehrere Wochen wieder vollständig zurück.
Akneähnliche Krankheitsbilder durch Berufsstoffe
In dieser Gruppe werden Krankheitsbilder zusammengefasst, die mit und ohne eine vorbestehende Akne vulgaris auftreten können; die aufgrund ihrer Lokalisation (außerhalb der typischerweise bevorzugten Stellen) und der Art der Hautveränderungen, des Alters der Patienten und des Verlaufes der Erkrankung nicht in die „klassische" Akne vulgaris eingeordnet werden können, jedoch wesentliche Merkmale gemeinsam haben.
Ölakne. An Arbeitsplätzen in Raffinerien, in der metallverarbeitenden und in der Autoindustrie können Hautbelastungen mit Schleifölen, Schmierölen oder Rohölen, bedingt durch unzureichende Arbeitshygiene (direkte Verschmutzung des Gesichts, der Halsregion bzw. Hautkontakt mit ölgetränkter Arbeitskleidung) das Auftreten von Haarbalgentzündungen und Mitessern begünstigen. Eine Sonderform ist die so genannte „McDonalds-Akne", die bei Beschäftigten in Fast-food-Restaurants durch den ständigen Hautkontakt mit heißen Öl- und Fettdämpfen verursacht wird.
Chlorakne tritt vorwiegend im Rahmen von Arbeitsunfällen der chemischen Industrie. Auslöser sind spezielle chemische Verbindungen mit angelagerten Chloratomen (aromatische halogenierte Kohlenwasserstoffe). Sie besitzen unterschiedlich starke Giftwirkung und werden eingesetzt in der Land- und Forstwirtschaft als Unkraut-, Insekten-, und Pilzvernichtungsmittel eingesetzt. Sie sind Bestandteil von Holz- oder Metallimprägnierungen, kommen in technischen Maschinenölen vor und haben als Dioxin mehrfach zu Chemieunfällen geführt. Ebenso wurden in Japan Verunreinigungen von Speiseöl beschrieben. Die Aufnahme dieser Substanzen erfolgt in direktem Kontakt über die Haut, mit der Atemluft oder durch Nahrungsaufnahme. Als Ausdruck der Vergiftung entsteht bei niedrig konzentrierter Belastung zunächst eine oberflächliche akute Hautentzündung. Nachfolgend entwickeln sich Mitesser, eitrige Knoten, eitergefüllte Gewebehöhlen (Abszesse), Fistelgänge und grosse, mit Hornmaterial prall gefüllte Hohlräume (Zysten). An der Haut führt die Vergiftung mit Chlorverbindungen zu einer vollständigen Zerstörung der Talgdrüsen. Betroffen sind vor allem Hautareale im Gesicht, hinter den Ohren, in den Achselhöhlen aber auch großflächig am Körperstamm. Bei entsprechendem Verdacht ist eine arbeitsmedizinische Untersuchung dringend erforderlich, um eine eventuelle Beteiligung innerer Organe abzuklären. Typischerweise treten Leber- und Bronchialentzündung, Störungen des vegetativen Nervensystems und Muskelbeschwerden auf, Für die Behandlung stehen die innerliche und äusserliche Anwendung von Isotretinoin, unterstützt durch mechanische Peelings im Vordergrund. In Kooperation mit Toxikologen kann eine Ausscheidungsbehandlung der Gifte angezeigt sein.
Teer- und Pechakne. Diese bei Strassenarbeitern, Dachdeckern und Köhlern (bei Schornsteinfegern nur noch von historischer Bedeutung) anzutreffende Form der Akne wird in zum Teil massiven Krankheitsschüben durch Steinkohlen- und Holzteere ausgelöst. Für diese Berufsgruppen ist die Verbesserung der Arbeitshygiene die wichtigste Therapie.
Akne medikamentosa
Neben den bereits oben erwähnten Hormonen (Androgene, wie Testosteron oder Anabolika, und Glukokortikoide, wie Kortison) können bei einer Vielzahl weiterer Medikamente entzündliche Knötchen und eitrige Pusteln an der Haut, auch ausserhalb der typischen Areale der Akne vulgaris auftreten. Betroffen sind häufig Hals und Körperstamm. Der Entstehungsmechanismus nach Einnahme von Kortison ist gut untersucht. Es kommt zu einer Verdünnung der bindegewebigen Begrenzung des Talgdrüsenfollikels. Frei werdender Talgdrüseninhalt führt zu einer entzündlichen Reaktion im umliegenden Gewebe.
Akne fulminans
Die Akne fulminans (fulminant [lat.] =blitzartig) ist eine meist bei jungen Männern auftretende, akute und massive Verschlechterung der Akne conglobata mit schwerem allgemeinen Krankheitsgefühl. In den von Akne betroffenen Hautpartien (Gesicht, Hals, Brust und Rücken) entwickeln sich schmerzhafte, blutige und tiefe Hautdefekte, die zu grossen Flächen zusammenfliessen können. Dies geht einher mit hohem Fieber, Gelenkschmerzen und manchmal Entzündungen an den inneren Organen (Milz, Leber, Herzbeutel).
Die Ursache eines akuten Ausbruchs bleibt oft unklar. Man diskutiert eine Reaktion des Immunsystems auf Aknebakterien. Aber auch Medikamente, unter anderem Isotretinoin (z.B. Liderma®), sexualhormonhaltige Medikamente (Bodybuilding) und physikalische Reizung (z. B. Gipsverbände) können einen Schub auslösen.
Der Verlauf der Akne fulminans ist langwierig. Das schwere Krankheitsgefühl und die möglichen Komplikationen erfordern eine stationäre Behandlung. Unter Therapie verläuft die Stabilisierung sehr langsam, dennoch ist eine vollständige Abheilung zu erreichen.Die Therapie der Akne fulminans unterscheidet sich deutlich von der Akne vulgaris:
Äußerlich werden zunächst desinfizierende Umschläge, nachfolgend in Verbindung mit kortisonhaltigen Lotionen angewendet. Innerlich ist die anfangs hochdosierte Kortisongabe in Verbindung mit Antibiotika (Tetrazykline oder Roxithromycin) Therapie der Wahl über mehrere Wochen. Nach Stabilisierung des Hautbefundes wird eventuell auf eine Behandlung mit dem Vitamin A-Säurederivat Isotretinoin gewechselt. Alternativ kann eine Kombinationstherapie aus Kortison und Isotretinoin über Wochen bis Monate erforderlich sein.
Akne inversa
Als Akne inversa bezeichnet man eine knotig-entzündliche Erkrankung der Haarwurzelausführungsgänge und der Talgdrüsen, die im Gegensatz zur Akne vulgaris an vielen Körperregionen ausserhalb des Gesichtes auftritt. Häufig sind die grossen Hautfalten (Achseln, Leisten, Genitalregion, Pofalte, sowie Bauch- und Brustfalten) betroffen und geben dem Krankheitsbild seinen Namen (invers [lat.] - umgekehrt). In der wissenschaftlichen Literatur sind für dieses schwere Krankheitsbild im letzten Jahrhundert verschiedene Begriffe geprägt worden wie z. B. Hidradenitis suppurativa, Pyodermia fistulans sinifica oder Aknetetrade, bei der neben der schweren Akne conglobata auch eine entzündete Steissbeinfistel vorliegt.
Ursachen der Akne inversa
Die krankheitsauslösenden Prozesse im Bereich der Haarfollikel sind identisch mit denen der Akne vulgaris. Die Verhornungsstörung am Ausführungsgang des Haartrichters begünstigt das Entstehen von Mitessern. In der nachfolgenden bakteriellen Entzündung werden in zweiter Linie auch die benachbarten Schweissdrüsen von der Entzündung befallen. Charakteristischerweise verschmelzen mehrere benachbarte Entzündungshohlräume zu fuchsbauartigen Gängen (Fisteln), die im Laufe der Zeit vollständig von Hautdeckzellen ausgekleidet werden und grossflächig unter der Haut, im Unterhautfettgewebe bis in/unter die bindegewebige Muskelumhüllung (Faszie) vordringen können.
Betroffen sind Frauen etwa dreimal häufiger als Männer. Die Erkrankung tritt betont bei 25- bis 40-Jährigen auf. Viele sind übergewichtig, rauchen und zeigen Veränderungen im Hormonstoffwechsel. Bei Frauen führt eine entgegen wirkende Hormontherapie allein nur selten zum Erfolg. Der Verlauf der Erkrankung ist chronisch mit lebenslangen Rückfällen!
Erscheinungsformen der Akne inversa
Das klinische Bild ist geprägt von tiefen, schmerzhaften, entzündlichen Knoten mit eitriger Ausscheidung. Durch Verschmelzung mehrerer Knoten entstehen grosse Abszesse und Fistelgänge. Einzelne Areale heilen ab, dafür kommen neue Entzündungen an anderen Stellen hinzu. Unter konservativer Behandlung ist das Krankheitsbild über Jahre bis Jahrzehnte langsam fortschreitend und beeinträchtigt erheblich die Lebensqualität der Patienten Laufe der Zeit entstehen verdickte und wuchernde Narben an der Hautoberfläche, die durch Schrumpfung zu Bewegungseinschränkungen (Kontrakturen) führen können. Die mehr oder minder starke Freisetzung von eitrigem, übel riechendem Sekret aus den Fistelgängen stellt ein erhebliches hygienisches Problem dar und führt häufig zur sozialen Isolation der Betroffenen.
Behandlung der Akne inversa
Die innerliche und äußerliche Behandlung mit den Medikamenten, die bei Akne vulgaris erfolgreich eingesetzt werden, helfen bei Akne inversa wenig. In Einzelfällen kann die innerliche Gabe von Isotretinoin (z.B. Liderma®) das Ausmass der Talgdrüsenentzündungen eindämmen.
Entscheidend ist die operative Behandlung! Um kurzfristig Abhilfe bei starken Schmerzen zu schaffen, werden die Knoten oftmals chirurgisch eröffnet, damit der Eiter abfliessen kann.
Dies bewirkt lediglich eine kurzfristige Linderung. Eine Heilung ist nur durch die vollständige (radikale) Entfernung des gesamten betroffenen Gewebeblocks aus Haut- und Unterhautfettgewebe zu erreichen.
Kleine Defekte können dabei primär vernäht werden. Grössere Defekte werden durch Transplantate, plastische Haut- und Weichteilverschiebungen verschlossen oder unter Anwendung moderner Wundauflagen der langsamen Spontanheilung überlassen (sekundäre Wundheilung). Operationsbedingte Komplikationen sind selten. Das Risiko von Wundinfektionen bei Sekundärheilung liegt unter 5%; das Risiko des Wiederauftretens von Akne inversa im Operationsgebiet liegt unter 3%. Die Narben nach Sekundärheilung sind kleinflächig und stellen in der Regel (bei konsequenter Bewegungsbehandlung) keine funktionelle Beeinträchtigung dar.
Die stationäre Behandlungsphase nach der Operation dauert je nach Ausdehnung in der Regel 14 Tage. In dieser Zeit lernen die Patienten oder ihre Angehörigen, die täglichen Wechsel der Salbenverbände selbst zu Hause durchzuführen. Die Arbeitsunfähigkeitszeit richtet sich nach dem Ausmass der Operation und der körperlichen bzw. hygienischen Belastung am Arbeitsplatz (zwischen 3-12 Wochen).
Nach radikaler operativer Entfernung der betroffenen Regionen sind mehr als 90% der Patienten beschwerdefrei. Einzelne Entzündungen ausserhalb der operierten Regionen können dennoch auftreten und in der Regel dann örtlich behandelt werden.
Was können betroffene Patienten selbst tun?
Rauchen und Übergewicht begünstigen den schweren Verlauf der Akne inversa.Körperhygiene mit desinfizierenden Waschlösungen sowie Sitzbädern vermindert die oberflächliche bakterielle Besiedlung der Haarfollikel und kann kleinere und oberflächliche Entzündungen vermeiden helfen.
Häufig gestellte Fragen
Ist Akne ansteckend?
Die an der Entzündung beteiligten Aknebakterien kommen in der Haut jedes Menschen vor. Akne ist keine Infektionskrankheit und nicht ansteckend.
Ist Akne der Ausdruck einer Allergie?
Echte Allergien auf Nahrungsmittel, Arzneimittel und Inhaltsstoffe von Kosmetika haben ein charakteristisches Erscheinungsbild, das nichts mit Akne zu tun hat. Gleichwohl können die oben beschriebenen Inhaltsstoffe von Kosmetika die Ausbildung von Mitessern fördern. Dies ist jedoch keine allergische Reaktion.
Hilft der Besuch des Solariums bei Akne?
In den Sommermonaten bemerken viele Patienten eine Verbesserung der Hautentzündung. Dies ist zum einen auf die Bräunung der Haut und auf die entzündungshemmende Wirkung von Anteilen des Sonnenlichtes zurückzuführen. Im Einzelfall muss der Nutzen der Lichttherapie gemeinsam mit dem Hautarzt geprüft werden, da der UVA-Anteil im Lichtspektrum des Solariums die Bildung von Mitessern fördern kann.
Aknebehandlung und Kinderwunsch?
Hier unterscheiden sich die Empfehlungen für Männer und Frauen ganz erheblich!Für Männer mit schwerer Akne steht der Behandlung mit Isotretinoin (z.B. Liderma®) nichts im Wege. Es gibt keine Hinweise, dass Isotretinoin die Erbanlagen verändert oder die Fortpflanzungsfähigkeit beim Mann beeinflusst.
Für Frauen im gebärfähigen Alter mit Kinderwunsch ist diese innerliche Therapie nur bei sicherer Verhütungsmethode (strenger Konzeptionsschutz!) erlaubt, da es zu einer Schädigung des ungeborenen Kindes kommen kann. Bei den äusserlichen Behandlungen ist ebenfalls der Verzicht auf Vitamin-A-Säurepräparate empfehlenswert. Sie sollten spätestens mit Bekanntwerden der Schwangerschaft eingestellt werden, zudem es andere oben beschriebene Wirkstoffe gibt, die effizient zur äusserlichen Behandlung eingesetzt werden. Bei den meisten Patientinnen bessert sich die Akne in der Schwangerschaft unter der hormonellen Umstellung, so dass eine Therapie in der Schwangerschaft nur in Ausnahmefällen erforderlich ist.