übermässiges Schwitzen

Was bedeutet Hyperhidrose?

"Hyper "heisst "zu viel" und Hidros heisst "Wasser". Die Hyperhidrose bezeichnet den Zustand von krankhaft vermehrtem Schwitzen.
Schwitzen am Körper ist eine normale Körperfunktion und dient insbesondere der Kühlung. Schwitzen an den Händen unterliegt deutlich stärker den Gefühlen. Vor Aufregung schweißnasse Hände? Das hat beinahe jeder schon erlebt. Bei Hyperhidrose-Erkrankten tritt das Schwitzen verstärkt und ausbruchsartig auf - wie von "Null auf Hundert". Die Gefühle dabei und die Angst, es nicht kontrollieren zu können, verstärken den Effekt.

Ursachen?

Die primäre Hyperhidrose ist relativ häufig. Vermutlich sind 1-2% der Bevölkerung betroffen. Die genaue Ursache dieses Phänomens ist nicht bekannt. Es handelt sich um eine Ausschlussdiagnose bei einem sonst gesunden Patienten. Betroffene leiden meist ab der Pubertät unter vermehrtem Schwitzen. Auslöser sind neben erhöhter Umgebungstemperatur auch Nervosität, Stress und geringfügige körperliche Anstrengung.

Die sekundäre Hyperhidrose ist deutlich seltener. Hier ist die vermehrte Schweissproduktion ursächlich durch eine andere Erkrankung bedingt: Endokrine Hyperhidrose bei Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion), beim Diabetes mellitus, bei Phäochromozytom (seltener u.a. adrenalinproduzierender Tumor), im Klimakterium (Wechseljahre), andere seltene Hormonstörungen, neurologische Hyperhidrose bei Schädigung des Sympathikus oder Irritation durch z.B. eine Halsrippe, Halsmarkerkrankung evtl. mit Hornersyndrom, Querschnitt-Symptomatik, nach Unfallverletzungen von Nerven, psychisch bedingte Hyperhidrose bei manifesten psychischen oder psychiatrischen Leiden, medikamentös bedingte Hyperhidrose bei Einnahme von Hormonen, Parasympathomimetika, Kortikoiden, Salicylsäure u.a.

Behandlungen

Aluminiumsalze sind oftmals in der Lage, bei regelmässiger Anwendung unerwünschtes Schwitzen in erstaunlichem Umfang zu unterdrücken. Ihre Anwendung ist sehr sicher. Es bestehen bis auf gelegentliche Hautirritationen keine nennenswerten Risiken. Es gibt derzeit in der Schweiz einige Fertigpräparate. In Einzelfällen können durch die Apotheke auch verstärkte Zubereitungsformen individuell nach Anweisung des Arztes hergestellt werden.

Die Leitungswasseriontophorese eignet sich sehr gut zur Behandlung des übermässigen Schwitzens an Händen und Füssen. Hierbei werden die Hände/Füsse in ein Wasserbad getaucht, durch welches spezielle Ströme fliessen, die die Schweissdrüsen in ihrer Funktion bremsen. Die ersten zwei bis drei Wochen sollte täglich behandelt werden, danach sind in der Regel zwei bis drei Erhaltungsbehandlungen pro Woche ausreichend. Viele Zusatzversicherungen zahlen in bestimmten Fällen einen nennenswerten Beitrag an ein Heimgerät.

Botulinumtoxin kann übermässiges Schwitzen für eine Reihe von Monaten enorm effektiv unterdrücken. Es wird dazu in winzigen Mengen an zahlreichen eng beieinanderliegenden Punkten der Haut im Bereich der schwitzenden Areale eingespritzt. Die Behandlung der Achseln ist relativ schmerzarm und unkomliziert durchführbar, und sie weist eine ausserordentlich hohe Patientenzufriedenheit auf. Ich führe sie in meiner Praxis oft durch. Diese Behandlung kostet in der Regel 700 CHF, die Ihnen nicht von der Krankenkasse erstattet werden. Die Behandlung der Hände ist deutlich schmerzhafter und erfordert ein entsprechendes Schmerzmanagement.

Alles Wissenswerte zu dieser Behandlung finden Sie in meinem ausführlichen Aufklärungsblatt, [94 KB] welches mir als Grundlage für ein individuelles Aufklärungsgespräch dient.

Bei der Schweissdrüsen-Saugkurettage werden in der Regel in örtlicher Betäubung ein erheblicher Teil der unter der Achselhaut gelegenen Schweissdrüsen entfernt. Zusätzlich werden durch diese Behandlung Nervenfasern durchtrennt, die für die Ansteuerung der Schweissdrüsen zuständig sind. Dieser Eingriff birgt die generellen, in der Summe jedoch kleinen Risiken eines operativen Eingriffes mit sich. Allerdings sind die Erfolge in der Regel dauerhaft.

Bei der Sympathikusblockade werden mit einem Endoskop durch die Brusthöhle hindurch die "Schwitznerven" (Sympathikus) aufgesucht und durchtrennt. Dieser Eingriff wird auch als endoskopische transthorakale Sympathektomie oder endoskopische Sympathikusblockade bezeichnet. Er wird aufgrund nicht unerheblicher Risiken sehr selten durchgeführt.